DPRG Wissenschaftspreis 2022: Interview mit Jury-Mitglied Prof. Lars Rademacher
"Die exzellente Arbeit hat ein gesellschaftlich relevantes Thema und eine saubere Methodik", sagt Lars Rademacher über die Anforderungen zum DPRG Wissenschaftspreis 2022 im Interview. Der Preis wird 2022 in den Kategorien „Bachelor“, „Master“ und „Dissertation“ vergeben und ist mit jeweils 1.000 Euro dotiert.
- Karriere
01.11.2021 von Sebastian Riedel
Der Wissenschaftspreis zeichnet akademische Abschlussarbeiten im Themenfeld
Kommunikation und PR aus. Klenk & Hoursch ist Partner des DPRG Wissenschaftspreises, der alle zwei Jahre im Rahmen des Internationalen Deutschen PR-Preises der DPRG vergeben wird. Die Jury besteht aus Prof. Dr. Ulrike Röttger (Universität Münster), Prof. Dr. Swaran Sandhu (Hochschule der Medien Stuttgart), Prof. Dr. Lars Rademacher (Hochschule Darmstadt) und Prof. Dr. Sabine Einwiller (Universität Wien). Eingereicht werden können Bachelor- und Masterarbeiten sowie
Dissertationen, die sich mit einem Thema aus PR und Kommunikationsmanagement
wissenschaftlich in inhaltlich ergiebiger und innovativer Weise auseinandersetzen.
Der Einreichungsschluss ist am 1. Dezember 2021. Wir haben im Vorfeld mit Jury-Mitglied Prof. Lars Rademacher zum Award gesprochen.
Der Wissenschaftspreis wurde erstmals 1985 vergeben. Die Kommunikationsbranche und auch die Lehre haben sich seither stark verändert. Mit welchen Themen beschäftigen sich heutzutage die Abschlussarbeiten der Studierenden?
Es gibt einmal einen Trend zur Spezialisierung auf
bestimmte Branchen etwa (z.B. Gesundheitswesen) oder unternehmerische
Situationen (z.B. Gründungskommunikation), aber auch modische Themen wie
etwa zum agilen Arbeiten, ThoughtLeadership oder Kooperationen mit Youtubern.
Daneben gibt es sozusagen Evergreens, etwa die Themen rund um Change und
Reputation. Zuletzt habe ich festgestellt, dass auch das Interesse am Thema
Ethik wieder zugenommen hat. Das fand ich besonders erfreulich.
Warum ist das für Sie besonders erfreulich?
Wenn sich mehr Studierende mit Ethik beschäftigen, dann zeigt das die Aktualität des Themas. Denn es gibt klassische Erklärungslücken in diesem Bereich, etwa die Verpflichtung von PR-Profis auf sich potenziell widersprechende Normen: zum Beispiel die Norm zur Wahrhaftigkeit vs. die Norm zur Loyalität gegenüber den Auftraggeber:innen. Wenn junge Wissenschaftler:innen hier zu neuen Vorschlägen kommen, sind das gute Fortschritte.
„Ein gewisser Innovationsgrad ist sicher entscheidend, aber auch der Mut, etwas Neues auszuprobieren, neue Fragen zu stellen oder mit anderen Methoden heranzugehen.“
Prof. Lars Rademacher
Gibt es eine Tendenz welche Arbeiten besonders für den Preis geeignet sind?
Ein gewisser Innovationsgrad ist sicher entscheidend, aber auch der Mut, etwas Neues auszuprobieren, neue Fragen zu stellen oder mit anderen Methoden heranzugehen. Nicht alles muss dabei perfekt sein. Aber wer "out-of-the-box" denken kann, hat sicher gute Chancen.
Was macht eine exzellente Arbeit aus? Worauf achten Sie und Ihre Jury-Kollegen?
Ich denke, die exzellente Arbeit kann auf beiden Achsen punkten: sie hat ein (gesellschaftlich) relevantes Thema, das auch eine bislang wenig beachtete oder noch ungelöste Frage in den Mittelpunkt stellt. Wenn dazu auch noch eine saubere Methodik kommt oder sogar eine methodische Innovation - und es kommen auch spannende Ergebnisse dabei heraus (also nicht nur tolle Methodik, aber wenig verwertbarer Output), sondern ein ausgewogenes Verhältnis von Herangehen und tragfähigen Ergebnissen, dann ist das sicher die ideale Arbeit.
Warum ist der Award auch im 37. Jahr noch relevant?
Weil er der einzige Preis im deutschsprachigen Raum ist, der alle drei Kategorien, also Bachelor, Master und Promotion umfasst - und weil er gerade durch die lange Laufzeit deutlich macht, dass die Branche an den Arbeiten und Ergebnissen dieser jungen Nachwuchwissenschaftler:innen interessiert ist und sich von dort Impulse erwartet.
Der Preis soll einen Beitrag zur Etablierung des Kommunikationsmanagements in Lehre und Forschung leisten. Wo stehen wir damit derzeit in Deutschland?
Der Preis prämiert Leistungen, die sonst im Verborgenen bleiben. Natürlich wünschen wir uns in der Jury immer noch mehr Sichtbarkeit. Vielleicht braucht es ein ständiges Forum, eine Rubrik oder so, die exzellente Arbeiten fortwährend in den Mittelpunkt stellt. Das würde das Bewusstsein für die Leistungsfähigkeit der jungen Absolvent:innen vielleicht noch breiter in den Köpfen verankern.
Der Wissenschaftspreis steht sowohl Mitgliedern der DPRG als auch Nichtmitgliedern offen. Er zeichnet herausragende wissenschaftliche Nachwuchsleistungen aus und macht diese über den Verband hinaus in der gesamten Kommunikationsbranche bekannt. Damit leistet die DPRG einen wichtigen Beitrag zur Etablierung des Kommunikationsmanagements in Lehre und Forschung. Der Preis wird 2022 in den Kategorien „Bachelor“, „Master“ und „Dissertation“ vergeben und ist mit jeweils 1.000 Euro dotiert. Mehr Informationen.
(Photo by Nick Morrison on Unsplash)