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CURE #6: Investitionsoffensive der Hessing Stiftung

Die Hessing Stiftung ist Träger der Hessing Kliniken in Augsburg. Sie wurden vor über 150 Jahren gegründet und zählen mit sechs hochspezialisierten Fachabteilungen, zwei Rehabilitationskliniken und der privatärztlichen Hessingpark-Klinik zu den größten orthopädischen Fachkliniken Europas. In den Hessing Kliniken werden jährlich mehr als 13.000 Patientinnen und Patienten behandelt. Träger der Hessing Kliniken ist die Hessing Stiftung. Und diese Stiftung investiert gerade eine große Summe in den Ausbau von Kapazitäten. Stephan Ahlf spricht dazu mit Roland Kottke, dem Direktor der Stiftung.

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Stephan Ahlf (SA): Herr Kottke, überall stehen in deutschen Krankenhäusern die Betten leer, und man diskutiert mittlerweile offen, welche Kliniken denn demnächst schließen werden, wenn die Pläne der Klinikreform von Karl Lauterbach Wirklichkeit werden. Bei den Hessing-Kliniken nehmen Sie hingegen satte 35 Millionen Euro in die Hand, für mehr und bessere Leistungen. Haben Sie keine Sorge, gegen den Trend zu investieren?

Roland Kottke (RK): Unsere Absicht ist, gegen den Trend zu investieren. Und zwar nicht in Betten, sondern in eine Erweiterung des Leistungsportfolios sowohl innerhalb der Reha mit Erweiterung von Aspekten wie Schmerztherapie und neuen Therapieformen, als auch im operativen Bereich in den Ausbau von OP-Kapazitäten und vor allem auch in die Erweiterung des medizinischen-orthopädischen Leistungsspektrums auf andere Patientengruppen, wie zum Beispiel Querschnitts-Patienten oder auch Amputationspatienten.

SA: Wie sind denn Ihre Investitionen vor dem Hintergrund einzuordnen, dass nach der Klinikreform, bei der Maximalversorger am besten dastehen werden? Also die Häuser, die auf allen medizinischen Gebieten Spitzenleistungen erbringen werden. Sie als orthopädische Fachklinik sind ja nur ein Teil dieses Konzerts.

RK: Das ist nur zum Teil richtig. Wir sind auch Maximalversorger, aber wie Sie richtig sagen, nicht in allen medizinischen Fachdisziplinen, sondern nur im Fach Orthopädie. Wir werden kurzfristig noch in diesem Jahr universitäre orthopädische Klinik werden, das heißt durch die Kooperation mit der Uni werden wir Forschung, Lehre und Krankenversorgung auf Maximalversorgung mit universitärem Niveau bringen und erbringen müssen.

Und in diesem Zusammenhang sind natürlich die Einschneidungen, wie das Vorhaben der Bundesregierung mit der Krankenhausreform hat für uns als große Fachklinik nicht zutreffend, im Gegenteil, einige Kliniken werden aus dem Markt ausscheiden, dort werden Leistungen nicht mehr erbracht werden können, die wir dann substituieren müssen.

„Wir investieren bewusst gegen den Trend. Und zwar nicht in Betten, sondern in eine Erweiterung der medizinischen Leistungen (…).“ 

Roland Kottke, Direktor der Hessing Stiftung

SA: Eines der am intensivsten diskutierten Probleme im Gesundheitssektor ist der Pflegenotstand. Die Gründe sind vielfältig: zu dünne Besetzung, Unzufriedenheit, Überlastung, ein zu geringes Ansehen des Pflegeberufs und zu wenige Befugnisse für Pflegefachkräfte. Wenn Sie nun Ihre Kapazitäten erweitern: Was macht Sie zuversichtlich, dass Sie ausreichend fachlich geschultes Personal finden?

RK: Wir werden langfristig in Deutschland nicht genug Personal in der Pflege haben. Deswegen müssen wir an der Stelle selbst ausbilden. Das werden wir tun. Wir werden eine Pflegeschule im nächsten Jahr errichten. Zweitens müssen wir den Zuzug von ausländischen Fachkräften vereinfachen, da ist auf der einen Seite die Politik gefragt, um die Zugangsvoraussetzungen zu senken, aber vor allen Dingen sind auch die Arbeitgeber gefragt, die diese Menschen einsetzen.

Es reicht nicht, diesen Menschen eine Arbeit zu geben, sondern man muss sie vollumfänglich begleiten und eine Willkommenskultur im Umfeld, aber auch im Unternehmen aufbauen. Da haben wir ein Konzept entwickelt, dass wir an anderer Stelle auch schon erprobt haben, welches den ausländischen Kolleginnen und Kollegen ein Umfeld bietet, in dem sie gerne arbeiten, in dem sie auch gerne leben, sie langsam in diese Situation hineinführen und ihnen da auch ständig Unterstützung geben. Anders geht es nicht.

SA: Bleiben wir noch einmal bei den Mitarbeitenden. Mit ihren Investitionen gehen eben auch Umstrukturierungsmaßnahmen einher. Das Stichwort hierfür sind die neuen Hessing-Kliniken. Solche Veränderungen können auch Ängste auslösen. Wie nehmen Sie denn die Mitarbeitenden mit?

RK: Wir haben die verschiedenen Mitarbeiter, also Gruppen aus der Ärzteschaft, aus der Pflege und aus der Therapie, alle zusammengeholt und von Anfang an diesen Prozess ganz transparent gemacht: Was wir vorhaben, wo wir uns hin entwickeln wollen und was das für Auswirkungen auf die Mitarbeiter hat. Ganz speziell gehe ich in jede einzelne Fachabteilung und stelle dieses Vorhaben, wenn Sie so wollen die neuen Hessing-Kliniken, vor und nehme dort auch Ängste und Sorgen entgegen und versuche das zu diskutieren. Das funktioniert wunderbar.

Wir haben aber vor allen Dingen auch Bedarf daran, dass wir die Mitarbeiter nicht überfordern und in unserem neuen Bereichen, die teilweise gerade in der Pflege und der Therapie aufwendiger sind, als sie das bisher gewohnt waren, werden wir nicht auf Zwang und Versetzung setzen, sondern auf Freiwilligkeit und neue Mitarbeiter ganz gezielt für diese Aufgaben anlernen.

„Es reicht nicht, ausländischen Pflegekräften eine Arbeit zu geben. Man muss sie auch vollumfänglich begleiten.“ 

Roland Kottke, Direktor der Hessing Stiftung


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