Gerecht ist besser als bequem..!
Done is better than perfect, klar! Aber gerecht ist auch besser als bequem, oder? news aktuell GmbH hatte 415 Fach- und Führungskräfte in Pressestellen und PR-Agenturen dazu befragt, das ernüchternde Ergebnis: Nur insgesamt 45% halten gendergerechte Sprache für eher wichtig (29%) oder sehr wichtig (16%).
19.05.2021 von Daniel J. Hanke
Done is better than perfect, klar! Aber gerecht ist auch besser als bequem, oder? Wie unter anderem Paula Auksutat, habe ich mich letzte Woche über Umfrageergebnissezu gendergerechter Sprache geärgert. news aktuell GmbH hatte 415 Fach- und Führungskräfte in Pressestellen und PR-Agenturen dazu befragt, das ernüchternde Ergebnis: Nur insgesamt 45% halten gendergerechte Sprache für eher wichtig (29%) oder sehr wichtig (16%).
Keine Sonderlocke für LBGTIQ* Communities
Natürlich können wir im Jahr 2020 bei der Konzeption von Websites und Apps, beim Texten von Video-Skripts und Reden, bei der Erstellung von Playbooks für die Kommunikation mit Kund:innen über die richtige Balance aus Wertschätzung, Vorbildfunktion, Verständlichkeit und Accessability diskutieren. Also über das "wie genau"; aber bitte nicht mehr über das "ob". Das sage ich nicht nur aus der Perspektive des studierten Sprachwissenschaftlers (Uni Leipzig, 20 (!) Jahre her) oder eines Tochter-Papas ("You can't be what you can't see."). Sondern auch aus der des:der Kommunikationsberater:in - denn die Teilöffentlichkeiten, die wir mit genderungerechter Sprache ausschließen, wächst stetig. Und dabei geht es überhaupt nicht um eine Sonderlocke für LBGTIQ* Communities, sondern darum, dass immer mehr Menschen von Unternehmen (damit auch Agenturen) erwarten, dass diese ihre Purpose-Texte in den beliebten Feel-good-Rubriken "Diversity", "Employer", "Society" etc. mit Leben erfüllen.
Gute Vorschläge für die Praxis gibt es längst...
Heute ist mir dank Anja Jonas und Grit Schulze der "Leitfaden für eine genderinklusive und -gerechte Sprache" der PROUT AT WORK-Foundation in die Hände gefallen. Umfangreich und detailliert für Deutsch, mit einer Kurzversion fürs Englische. Natürlich ist das für die Praxis nicht auf einer halben Seite abzuhaken. Und natürlich ist es bequemer, sich hinter dem generischen Maskulinum oder der mobilen Skim- und Scanbarkeit zu verstecken. Andererseits kann man aber auch mal ein paar Schritte gehen und von dort schauen, wie anstrengend und unmöglich die nächsten Schritte tatsächlich sind. Denn im Kern geht es noch nicht um Sternchen, Unterstriche und Binnen-Is, sondern darum:
„Sprache ist nicht neutral, nicht universal und nicht objektiv. Sie bildet ab, was wir denken, und sie formt bei ausreichender Wiederholung unser Denken.“
Vanessa Vu
Den Leitfaden gibt es hier zum kostenlosen Download. Weitere Dokumente, Ideen, Erfahrungen sehr gerne in die Kommentare. Das Thema ist groß und wichtig, nicht alle Praxisfragen sind schon gelöst oder mit unterschiedlichen Erfahrungen versehen...