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CURE #3: Die Zukunft der Probiotika.

Ein Gespräch mit Tobias Brodtkorb, Geschäftsführer von SymbioPharm.

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Wohin entwickeln sich die Vermarktungsstrategien im Bereich Probiotika? Welche Produktinnovationen können durch die aktuelle Forschung demnächst Marktreife erlangen? Ein Gespräch mit Tobias Brodtkorb, Geschäftsführer der SymbioPharm GmbH. CURE ist der Mini-Podcast für den Gesundheitsmarkt von Klenk & Hoursch.

Als in den 50er Jahren Antibiotika zunehmend auf den Rezeptblöcken der Ärzte auftauchte, beschäftigte sich der Gründer von SymbioPharm, Hans Peter Rusch, mit der wissenschaftlichen Erkenntnis, dass Mikroben bzw. Bakterien, die sich im Darm vermehren, einen gesundheitlichen Nutzen produzieren können. In der festen Überzeugung, dass Heilen mit natürlichen, bakterienhaltigen Präparaten möglich ist, entwickelte er OTC-Arzneimittel und Nahrungsergänzungsmittel, die unter den Namen Symbioflor und Symbiolact sehr bekannt wurden. Das Unternehmen gilt als Pionier der Probiotik. Mit neuen Marken und Produkten wollen Sie, Herr Brodtkorb, nun die Geschichte fortschreiben.

Welche Kanäle nutzen Sie, um die Marken erfolgreich im Markt zu platzieren?

Tobias Brodtkorb (SymbioPharm GmbH): Für uns gilt in der Vermarktung unserer Produkte: Go where the customer is. Das heißt: Wir müssen dort vertreten sein, wo wir den Patienten erreichen. Früher konnte man sich auf die Arztempfehlung verlassen, doch inzwischen braucht man für ein erfolgreiches Geschäft mehrere Touchpoints. Von der Arztempfehlung, über TV-Werbung oder Social Media bis hin zur Apothekenschulung müssen alle Kanäle bedient werden. Die Umstellung auf diese Vorgehensweise ist ein Hauptgrund für die sehr positive Entwicklung der Umsätze. Es wäre naiv zu glauben, dass die stationäre Apotheke der einzig relevante Absatzkanal ist. Wir müssen uns in der modernen, digitalen Welt auch mit eCommerce – d.h. Versandapotheken, aber auch Amazon beschäftigen.

Was für uns ein no-go bleibt, sind Drogeriemärkte. Unsere Produkte sind hochwertig, ihre Wirksamkeit ist in Studien belegt – die haben im Drogeriemarkt nichts verloren.

Noch vor einigen Jahren zählte alles, was mit dem Darm zu tun hatte, eher zu den Tabuthemen. Heute ist Darmgesundheit eines der Trendthemen schlechthin, die Rolle des Mikrobioms, also der Bakterienlandschaft, die in uns lebt, wird gerade erst bei einem breiten Publikum bekannt. Neben der Verdauung bildet es Vitamine, stärkt unser Immunsystem, schützt vor Allergien und sorgt für gute Haut. Erfindet sich der Markt der Probiotik gerade neu? Woher kommt dieser Imagewandel?

TB: Der Markt erfindet sich nicht neu, wird aber zunehmend erwachsen. Der Darm ist kein Tabuthema mehr. Zusätzlich trommeln wir, aber auch der Wettbewerb immer stärker, um dem Verwender die Vorteile der Probiotika näherzubringen. Der Markt in Deutschland, und hier nur bezogen auf Apotheken, wächst um 15 Prozent pro Jahr und ist mittlerweile 190 Millionen Euro groß. Innovationen und intelligentes Marketing werden für weiteres Wachstum sorgen. Und als Pionier der mikrobiologischen Therapie wird SymbioPharm hier zunehmend Akzente setzen. Denn es war ruhig geworden um uns… doch jetzt geben wir wieder Gas. Dieses Jahr führen wir sechs neue Produkte ein.

„Es wäre naiv zu glauben, dass die stationäre Apotheke der einzig relevante Absatzkanal ist. Wir müssen uns in der modernen, digitalen Welt auch mit eCommerce – d.h. Versandapotheken, aber auch Amazon beschäftigen.“ 

Prof. Dr. Christian Haas, Direktor am Institut für komplexe Systemforschung an der Hochschule Fresenius

Klingt nach Dampf auf dem Kessel! Sie haben seit der Gründung von SymbioPharm stark auf die Forschung gesetzt. Weiß man denn nicht schon alles rund um die Darmgesundheit? Was sind denn die neuesten Anwendungsfelder?

TB: Die Anzahl der Studien und Publikationen in dem Feld der Probiotika verdoppelt sich jedes Jahr. Die Medizin findet immer wieder neue Ansätze – auch Bakterien, die Alzheimer verringern oder verhindern, sind da ein Thema. Zwischen dem Darm und dem zentralen Nervensystem gibt es Kommunikation, man spricht von der sogenannten Darm-Hirn Achse: Damit ist gemeint, dass Bakterien im Darm für die richtigen Botenstoffe sorgen, die dann im Hirn die richtigen Signale auslösen.

Und damit zu unseren Innovationen: Wir nennen sie „Precision Probiotics“, also „Präzisions-Probiotika“. Bisher war die Vorgehensweise bei probiotischen Produkten oft wie folgt: Darmflora eines gesunden Menschen wird überprüft und mit dem „kranken“ Menschen verglichen. Das, was an Bakterien beim kranken Menschen fehlt, wird dann mit Probiotika aufgefüllt. Aber mittlerweile ist die Forschung weiter. Wir wissen nun, was ein Bakterium genau bewirkt – auch in Bezug auf die Darm-Hirn-Achse. Wir brauchen also nicht zehn Bakterienstämme, sondern nur den einen mit der richtigen Wirkung.

Können Sie uns ein Beispiel nennen oder ist das noch Zukunftsmusik?

TB: Ein Beispiel: Das Bakterium Hafnia Alvei aktiviert Botenstoffe, die im Hirn ein Sättigungsgefühl auslösen bzw. Heißhunger verhindern. Dadurch nimmt man dann ab – Studien belegen das. Grund genug für uns, SymbioLife Satylia mit Hafnia Alvei auf den Markt zu bringen. Das erste Präzision-Probiotikum. Oder unser SymbioLact Pro Schlaf: Dem Lactobazillus plantarum DR 7 wird eine Anti-Stress-Wirkung zugeschrieben. Wer weniger gestresst ist, kann besser schlafen. Hier haben wir noch 1 Milligramm Melatonin pro Kapsel dazugegeben. Also eine Mischung aus Durchschlafen und Einschlafen.

Aber dies ist erst der Anfang der Entwicklung. Wir werden in Zukunft noch eine Reihe von Präzisions-Probiotika auf dem Markt sehen – wahrscheinlich nicht nur von uns. Aber sicher ist: Als Pionier werden wir ganz vorne mitspielen.

„30 Prozent aller ÖPNV-Nutzer erfüllen die Vorgaben der Weltgesundheitsorganisation für Bewegungsempfehlungen allein deshalb, weil mit der ÖPNV-Nutzung auch Fußwege verbunden sind.“ 

Prof. Dr. Christian Haas, Direktor am Institut für komplexe Systemforschung an der Hochschule Fresenius

Handelt es sich hier nicht zuvorderst um ein Kommunikationsproblem? Was müsste denn konkret geschehen, damit die beiden Silos Gesundheit und Mobilität künftig durchlässiger werden und in einen Austausch miteinander kommen?

CH: Sie haben recht, es handelt sich hier um ein Kommunikationsproblem. Wichtig erscheint mir, dass diese Facts nicht nur im Wahrnehmungsraum der Bevölkerung und der politischen Entscheidungsträger präsent sind, sondern auch didaktische Konzepte zur Verhaltensänderung entwickelt werden, und zwar für alle – d. h. auch Ärzte, Verkehrsplaner, Patienten – eigentlich jeden.


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